Langendorf feiert 40 Jahre deutsch-französische Freundschaft
„Vielen Dank für all diese Freundschaft, die ihr uns erwiesen habt. Wir haben einen vorzüglichen Aufenthalt gehabt, an den wir uns unser ganzes Leben mit unserer ganzen Liebe erinnern werden.
Jacques und Denise.“ Das stand auf einem der vielen Zettel, den die Franzosen aus Saint Laurent de Cerdans und Maureillas an die japanische Kirsche vor der Langendorfer Kirche gehängt hatten. Auf einem anderen war vermerkt „Danke, danke, danke! Bereit Euch zu empfangen! Bereit wieder zu kommen! Bereit euch, liebe Freunde, alle, alle, alle wiederzusehen! Dominique“. Diese und alle anderen Äußerungen geben die Stimmung wieder, die bei den 35 französischen Gästen, aber auch bei den Gastgebern, am Ende einer außergewöhnlichen Woche herrschte.
Anlass für den Besuch der Franzosen war das 40jährige Jubiläum der Partnerschaft zwischen Langendorf und Saint Laurent de Cerdans. Im Jahre 1978 war das Langendorfer Mandolinenorchester zum ersten Mal in den Pyrenäenort gefahren und hatte mit seinem Auftreten einen regen Austausch in Gang gebracht, in den im Laufe der Jahre fast alle Einwohner Langendorfs eingebunden wurden. Viele persönliche Freundschaften entwickelten sich, die immer wieder zu gegenseitigen privaten Besuchen hier und dort führten.
Der Tag nach der Ankunft der Franzosen stand ganz im Zeichen des Rückblicks auf die vergangenen vierzig Jahre. Sowohl Reinhard Deegen als Vorsitzender des Partnerschaftsvereins wie auch Bürgermeisterin Margret Deegen hoben bei der Begrüßung der Gäste in der Langendorfer Kirche die große Bedeutung des Austausches für die Bewusstseinsentwicklung bei allen, die daran teilgenommen haben, hervor. Die Horizonterweiterung in kulinarischer, musikalischer, kultureller und politischer Hinsicht sei zwar ein großartiger Nebeneffekt, das Entscheidende seien aber die emotionalen Verbindungen, die im Laufe der Zeit gewachsen seien. Diese zu hegen und zu pflegen sei Aufgabe für die Zukunft. Dr. André Bordaneil, seit der ersten Stunde des Austausches dabei und jetzt Bürgermeister von Maureillas, betonte in seiner Rede die Wichtigkeit der kleinen Schritte für ein gemeinsames Europa.
Zu einem großartigen Erlebnis für alle wurde am folgenden Tag das gemeinsame Konzert der Chöre „Voce di Donna“ und „Polyfolia“ aus Maureillas und dem Langendorfer Mandolinenorchester in der voll besetzten Langendorfer Kirche. Begleitet von Wolfgang Wiepking am Klavier hatte zunächst Nathalie Dudart drei Soloarien von R. Strauss, M.Ravel und G. Verdi gesungen, ehe dann der Frauenchor Lieder von F. Mendelssohn-Bartholdy und G. Massenet vortrug. Alles auf hohem Niveau. Das Mandolinenorchester spielte zur Freude der catalanischen Gäste eine Reihe von Sardanes.
Das vom VfL Langendorf unter Beteiligung aller Langendorfer Vereine perfekt organisierte Dorffest begann traditionell mit einem deutsch-französischen Gottesdienst. Bei schönstem Wetter hatten anschließend alle ihre Freude an gutem Essen und Trinken, vielfältigen Aktivitäten und lebhaften Gesprächen.
Beeindruckend war für alle Teilnehmer der Besuch der Elbphilharmonie mit Führung am Montag. Das neue Wahrzeichen Hamburgs war auch bei den anschließenden Stadterkundungen immer wieder bewunderter Blickfang.
Für die Bewohner des Johanniterhauses in Dannenberg war der Besuch der französischen Chöre mit Mitgliedern des Mandolinenorchesters ein willkommenes Ereignis. Mit viel Beifall wurden die Darbietungen der Sänger und Musikanten bedacht. Mit sichtlichem Stolz wurde dann den Franzosen gezeigt, wie lebendig elementares Musizieren mit Senioren sein kann, was wiederum Staunen und Beifall auf Seiten der Franzosen hervorrief.
Erneut waren am Mittwoch im Schein der Abendsonne die Tische vor der Langendorfer Kirche mit einem kalt-warmen Buffet gedeckt, als man zu einer Soirée d´Adieu zusammen kam. Die Franzosen hängten ihren Dank in die japanische Kirsche; noch einmal wurde nach dem Mahl gesungen und musiziert, locker und sehr heiter, ehe man sich „auf hoffentlich Bald“ verabschiedete und in eine kurze Nacht ging; denn der Bus nach Berlin würde um 5:30 Uhr abfahren.
Die wesentliche Erfahrung dieser von herrlichem Sommerwetter begünstigten Tage war (wieder einmal!), dass menschliche Nähe sich einstellt über alle Sprachgrenzen hinweg, wo man sich freundlich und offenherzig begegnet.
Eberhard Malitius